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Karola Pavone besticht und irritiert von jeher durch mangelnde Schubladentauglichkeit im Leben wie in der Kunst gleichermaßen. Die (meist) Sopranistin studierte in Köln und Göteborg, wo der gebürtigen Süditalienerin das Singen einer Puccini-Oper auf Schwedisch ein frühes Trauma bescherte. Sie erholte sich dennoch mittels einer jahrelangen Schocktherapie aus Operette und Mozart im Festengagement. Weitere berufliche Wirkungskreise umfassen mit größter Vorliebe die instrumentale Kammermusik mit Gesang - von Schubert bis Schönberg ist keiner vor ihr sicher – und mittlerweile auch die Gattung des Musikkabaretts. Besonders hier kann die „hemmungslose“ (Zitat Ende) Sängerdarstellerin ihrer Neigung zu schnellem Witz und billiger Pointe mithilfe ihres treuen hölzernen Gefährten Hugo Lele angemessen Ausdruck verleihen.
Ihre breit gefächerte Interessenlage umfasst u. A. das nachgerade pathologisch zwanghafte Fotografieren weißer Plastikstühle weltweit, das selbsttätige Lesen (und Schreiben) von Schachtelsätzen, das Finden und Anstreichen tätowierter Rechtschreibfehler im Freibad sowie den unendlichen Reichtum der uns weit überlegenen Tierwelt. Beim genüsslichen, einsamen Durchreiten oder -wandern europäischer Hügellandschaften sinniert sie gern über Kunstlieder und Meeresgetier, mit besonderer Leidenschaft referiert sie vor ihrem äußerst geduldigen sozialen Umfeld über Axolotl, Bärtierchen, Franz Schubert, Johann Mayrhofer und den Pazifischen Riesenkraken. Weiterhin kann sie an guten Tagen (…Abenden) schottische Sechzehnjährige am Geruch erkennen, was mitunter auf gesellschaftliches Unverständnis stößt, und erfreut ihr Umfeld mit zur Entspannung selbst kreierten Back- und Schnapswaren. Trotz alledem ist sie zu großer Ernsthaftigkeit bereit und durchaus fähig, wie ihre jüngst veröffentlichte CD mit depressivem französischen Liedgut beweist. Privat würde sie sich das allerdings niemals freiwillig anhören, zur Inspiration greift sie weiterhin auf Bob Dylan, Tom Waits und Jethro Tull zurück.
An der Arbeit mit cantus aureus schätzt sie besonders die unumstößliche Tatsache, dass vier Sängerinnen zusammen acht Arme besitzen, was sie als glühende Anhängerin der Familie der Oktopoden immer wieder besonders erfreut.